Die vom Islamischen Zentrum Hamburg betriebene Imam Ali Moschee ist ein architektonisches Schmuckstück am Ufer der Außenalster in Hamburg.
Aufgrund ihrer Farbe wird sie auch die „Blaue Moschee” genannt. Sie zählt zu den ältesten Moscheen in Deutschland und hat eine wechselvolle Geschichte.
Bereits 1953 hatten iranische Kaufleute einen Verein gegründet, mit dem Ziel, eine Moschee in Hamburg zu errichten. 1955 wurde zu ihrer Unterstützung der Geistliche Hodschatoleslam Mohammad Mohagheghi nach Hamburg gesandt und übernahm die Funktion des Imams der Gemeinde bis 1965. Seine Wohnung wurde schnell einer der Treffpunkte für Muslime der Stadt.
1957 konnte schließlich für 250.000 Deutsche Mark ein Grundstück an der Außenalster erworben werden und am 13. Februar 1960 erfolgte die Grundsteinlegung.
Die Fertigstellung erfolgte in mehreren Schritten: 1963 konnte der Rohbau vollendet werden, 1966/7 waren Büroräume und die Fliesenarbeiten an den Außenwänden fertiggestellt. Es folgten weitere Erweiterungen, wie ein Konferenzraum mit Einrichtungen für Simultanübersetzer, ein Nebengebäude für die „Islamische Akademie” und eine Bibliothek mit über 13.000 Büchern.
In der Moschee befindet sich einer der größten Rundteppiche der Welt. An dem handgeknüpften Teppich mit 80 Mio. Knoten, einem Durchmesser von 16 Metern, der Gesamtgröße von 200 qm und einem Gewicht von ca. einer Tonne knüpften 22 Teppichknüpfer über drei Jahre. Der Gebetsraum fasst Platz für bis zu 1.500 Personen.
Der Trägerverein „Islamisches Zentrum Hamburg” (IZH) wurde am 8. Februar 1966 in das Vereinsregister eingetragen.
Der Verein hatte schon sehr früh eine Bedeutung, die weit über Hamburg hinausging. Er versteht sich als Zentrum des schiitischen Islam für ganz Deutschland, wenn nicht sogar für ganz Europa.
Schon von Anfang an bemühte sich die iranische Geistlichkeit daher besonders qualifizierte und hochrangige Theologen nach Hamburg zu senden, die das IZH theologisch betreuten.
Der vielleicht bekannteste Imam des IZH war Hodschatoleslam Mohammed Khatami. Khatami war 1978 bis 1980 Imam in Hamburg. Danach war er Abgeordneter im iranischen Parlament und Minister und von 1997 bis 2005 sogar Präsident des Iran.
Eine weitere vor allem für die deutsche Gesellschaft bedeutende Figur war Mehdi Razwi.
Razwi war bereits seit den 50er Jahren in Hamburg und gründete 1974 den „Deutschsprachigen Muslimkreis”, den er bis 1996 leitete und bis zu seinem Tod 2013 begleitete.
Razwi stand für ein Islamverständnis, das sowohl mystischen Interpretationen Raum gab wie auch und vor allem die Vernunftbezogenheit des Islam betonte. Er stand dabei in der Tradition von zaiditischen Lehren. Zaiditen, die sogenannte Fünfer-Shia, ist der kleinste Zweig der schiitischen Konfession im Islam.
Seine bekannteste Schülerin, Halima Krausen, vertrat ihn von 1996 bis 2013 organisatorisch und wurde nach seinem Tod bis zu ihrem Rückzug 2014 auch offiziell die Imamin der deutschsprachigen Gemeinde.
Sein bekanntester Schüler ist Sven Kalisch, der den ersten Lehrstuhl für die Ausbildung muslimischer Religionslehrer in Deutschland innehatte, sich später allerdings vom Islam distanzierte.
Ein Auszug aus den „Lehrgesprächen” Razwis wurde 2009 veröffentlicht als „Entdeckungsreisen im Koran” (siehe unten).
Razwi dürfte eine der führenden Persönlichkeiten des christlich-islamischen und jüdisch-islamischen Dialogs in Deutschland zwischen 1970 bis 2013 gewesen sein. Ein Beispiel für seine Dialogtätigkeit ist das Buch „Islam und Christentum im Dialog”, dass er mit dem Theologieprofessor Hans Georg Pöhlmann veröffentlichte.
Problematisch war jedoch immer schon das Verhältnis zum iranischen Staat.
Insbesondere den letzten 20 Jahren begann der iranische Staat jedoch seinen Einfluss auf die Leitung der Moschee schrittweise zu verstärken. Dies veranlasste den Hamburger Verfassungsschutz das IZH „unter Beobachtung” zu stellen.
Das Gebäude steht seit dem 1. Mai 2013 unter Denkmalschutz. Das Amt für Denkmalschutz bescheinigt seine „geschichtliche, wissenschaftliche, künstlerische und auch städtebauliche Bedeutung” und bestätigt, dass es zu den „charakteristischen Eigenheiten des Stadtbildes” gehört.
Bei allen aktuellen Spannungen und Problemen bleibt die Moschee dennoch historisch bedeutend für die Anfänge des organisierten Islam in Deutschland.
Zum Weiterlesen:
“Wir stellen uns vor”, Broschüre des Islamisches Zentrum Hamburg https://izhamburg.com/wp-content/uploads/2020/02/IZH-2019.pdf
Nachruf auf Mehdi Razwi von Hamida Behr bei quantara.de (2013)
Horst Georg Pöhlmann und Mehdi Razwi, Islam und Christentum im Dialog, Frankfurt 2006
Mehdi Razwi, Halima Krausen, Pia Köppel, Entdeckungsreisen im Koran – 12 Lehrgespräche, 2009
Bildnachweis:
Die Imam Ali Moschee in Hamburg. Foto: Michael Pfaff, SmF e.V. (2022)